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== Das Gemälde ==
== Das Gemälde ==
[[Datei:Velazquez-Meninas-key3.jpg|mini|Die dargestellten Personen. <br /> 1: Infanta Margarita; 2: Isabel de Velasco; 3: María Agustina Sarmiento de Sotomayor; 4: Mari Bárbola; <br /> 5: Nicolas Pertusato; 6: Marcela de Ulloa; 7: Wächter; 8: José Nieto; <br /> 9: Diego Velázquez; 10 und 11: das spanische Königspaar]]
[[Datei:Velazquez-Meninas-key3.jpg|mini|Die dargestellten Personen. <br /> 1: Infanta Margarita; 2: Isabel de Velasco; 3: María Agustina Sarmiento de Sotomayor; 4: Mari Bárbola; <br /> 5: Nicolas Pertusato; 6: Marcela de Ulloa; 7: Wächter; 8: José Nieto Velázquez; <br /> 9: Diego Velázquez; 10 und 11: das spanische Königspaar]]
[[Datei:Meninas detail Don José Nieto Velázquez.jpg|mini|Die Treppe im Hintergrund mit Hofmarschall José Nieto, Detail des Gemäldes]]
[[Datei:Meninas detail Don José Nieto Velázquez.jpg|mini|Die Treppe im Hintergrund mit Hofmarschall José Nieto Velázquez, Detail des Gemäldes]]
[[Datei:DiegoVelazquez MeninasDetail.jpg|mini|Diego Velázquez, Detail]]
[[Datei:DiegoVelazquez MeninasDetail.jpg|mini|Diego Velázquez, Detail]]
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Im Vordergrund befinden sich ein liegender [[spanischer Mastiff]] sowie zwei Kleinwüchsige, so genannte [[Hofzwerg]]e: die aus Oberösterreich stammende [[Maria Bárbola]] und der Italiener Nicolasito Pertusato, der spielerisch versucht, mit seinem Fuß den schlafenden Hund aufzuwecken. Im halbschattigen Hintergrund steht die Ehrendame Marcela de Ulloa, die in Trauerkleidung abgebildet ist und mit einem nicht identifizierten Wächter (”guardadamas”) spricht.<ref name=”white143″ />
Im Vordergrund befinden sich ein liegender [[spanischer Mastiff]] sowie zwei Kleinwüchsige, so genannte [[Hofzwerg]]e: die aus Oberösterreich stammende [[Maria Bárbola]] und der Italiener Nicolasito Pertusato, der spielerisch versucht, mit seinem Fuß den schlafenden Hund aufzuwecken. Im halbschattigen Hintergrund steht die Ehrendame Marcela de Ulloa, die in Trauerkleidung abgebildet ist und mit einem nicht identifizierten Wächter (”guardadamas”) spricht.<ref name=”white143″ />
Auf den Stufen einer Treppe schaut der mit einem Mantel bekleidete und den Hut in der Linken haltende [[Hofmarschall]] José Nieto durch eine geöffnete Tür in den Raum. Die meisten Forschungsquellen betrachten José Nieto heute als königlichen Beistand. Er hatte, der höfischen Etikette entsprechend, der königlichen Majestät zur Verfügung zu stehen&nbsp;– auch um etwa Türen zu öffnen.<ref>Brown: ”Über die Bedeutung von Las Meninas.” In: Greub (Hrsg.): ”Las Meninas im Spiegel der Deutungen.” 2001, S. 150–169, hier S. 153.</ref> Aus seiner Haltung&nbsp;– das rechte Knie gebeugt, die Füße auf zwei verschiedenen Stufen&nbsp;– lässt sich nicht schließen, ob er den Raum gerade verlässt oder ob er ihn betreten wird.<ref name=”stone35″>Harriet Stone: ”The Classical Model. Literature and Knowledge in Seventeenth Century France.” Cornell University Press, Ithaca NY u. a. 1996, ISBN 0-8014-3212-X, S. 35.</ref> José Nieto scheint einen Vorhang beiseitezuschieben, der sich vor der kurzen, hell erleuchteten Treppe befindet. Sowohl dieser kleine, helle Bildausschnitt als auch die aus dem Raum führende Treppe geben dem Gemälde Tiefe.<ref>Analisa Leppanen: ”Into the house of mirrors. The carnivalesque in Las Meninas.” In: ”Aurora.” Bd. 1, 2000, {{ISSN|1527-652X}}, S. 60–77.</ref> Der perspektivische Fluchtpunkt befindet sich gleichfalls hier, was diesen Eindruck verstärkt.
Auf den Stufen einer Treppe schaut der mit einem Mantel bekleidete und den Hut in der Linken haltende [[Hofmarschall]] José Nieto Velázquez durch eine geöffnete Tür in den Raum. Die meisten Forschungsquellen betrachten José Nieto Velázquez heute als königlichen Beistand. Er hatte, der höfischen Etikette entsprechend, der königlichen Majestät zur Verfügung zu stehen&nbsp;– auch um etwa Türen zu öffnen.<ref>Brown: ”Über die Bedeutung von Las Meninas.” In: Greub (Hrsg.): ”Las Meninas im Spiegel der Deutungen.” 2001, S. 150–169, hier S. 153.</ref> Aus seiner Haltung&nbsp;– das rechte Knie gebeugt, die Füße auf zwei verschiedenen Stufen&nbsp;– lässt sich nicht schließen, ob er den Raum gerade verlässt oder ob er ihn betreten wird.<ref name=”stone35″>Harriet Stone: ”The Classical Model. Literature and Knowledge in Seventeenth Century France.” Cornell University Press, Ithaca NY u. a. 1996, ISBN 0-8014-3212-X, S. 35.</ref> José Nieto Velázquez scheint einen Vorhang beiseitezuschieben, der sich vor der kurzen, hell erleuchteten Treppe befindet. Sowohl dieser kleine, helle Bildausschnitt als auch die aus dem Raum führende Treppe geben dem Gemälde Tiefe.<ref>Analisa Leppanen: ”Into the house of mirrors. The carnivalesque in Las Meninas.” In: ”Aurora.” Bd. 1, 2000, {{ISSN|1527-652X}}, S. 60–77.</ref> Der perspektivische Fluchtpunkt befindet sich gleichfalls hier, was diesen Eindruck verstärkt.
José Nietos Erscheinen gilt als Indiz dafür, dass das spanische Königspaar tatsächlich präsent ist. Links neben dem Hofmarschall identifizierte Palomino einen Spiegel, in dem sich das Königspaar reflektiert. Es zeigt nur die Oberkörper des königlichen Paares. Offen bleibt, was die Quelle der Reflexion ist: das Gemälde, an dem Velázquez gerade arbeitet, oder das anwesende Königspaar.
José Nieto Velázquez’ Erscheinen gilt als Indiz dafür, dass das spanische Königspaar tatsächlich präsent ist. Links neben dem Hofmarschall identifizierte Palomino einen Spiegel, in dem sich das Königspaar reflektiert. Es zeigt nur die Oberkörper des königlichen Paares. Offen bleibt, was die Quelle der Reflexion ist: das Gemälde, an dem Velázquez gerade arbeitet, oder das anwesende Königspaar.
Schließlich, im linken Bildmittelgrund, hat sich Diego Velázquez selbst dargestellt. Er blickt an der Leinwand vorbei in Richtung des Betrachters.<ref name=”Carr47″>Dawson W. Carr: ”Painting and Reality: The Art and Life of Velázquez.” In: Dawson W. Carr, Xavier Bray, John H. Elliot, Larry Keith, Javier Portús (Hrsg.): ”Velázquez.” National Gallery, London 2006, ISBN 1-85709-303-8, S. 26–55, hier S. 47.</ref> An seinem Gürtel hängen die symbolischen Schlüssel seiner Hofämter.<ref name=”HF449″>Hugh Honour, John Fleming: ”A World History of Art.” Macmillan, London u. a. 1982, ISBN 0-333-23583-5, S. 449.</ref> Auf seinem [[Wams]] trägt er das Kreuz des [[Santiagoorden|Santiago-Ordens]]. Erst 1659, drei Jahre nach der Fertigstellung von Las Meninas, wurde Diego Velázquez in diesen Aristokraten-Orden aufgenommen. Er benötigte dazu eine Ausnahmegenehmigung, da er seine adelige Ahnenreihe nicht vollständig belegen konnte, und Zeugen, die bestätigten, dass er die Malerei nicht als Handwerk ausgeübt habe.<ref>Hagen: ”Meisterwerke im Detail.” Band 2. 2005, S. 421.</ref> Nach den Angaben von Palomino ordnete Philipp IV. nach dem Tod von Velázquez an, dass das Kreuz dieses Ordens auf das Wams gemalt werde, und Palomino wies sogar darauf hin, dass nach Ansicht einiger Philipp&nbsp;IV. mit eigener Hand das Kreuz hinzugefügt habe.<ref>Antonio Palomino, 1724. Zitiert in Kahr: ”Velázquez and Las Meninas.” In: ”The Art Bulletin.” Bd. 57, Nr. 2, 1975, S. 225–246.</ref>
Schließlich, im linken Bildmittelgrund, hat sich Diego Velázquez selbst dargestellt. Er blickt an der Leinwand vorbei in Richtung des Betrachters.<ref name=”Carr47″>Dawson W. Carr: ”Painting and Reality: The Art and Life of Velázquez.” In: Dawson W. Carr, Xavier Bray, John H. Elliot, Larry Keith, Javier Portús (Hrsg.): ”Velázquez.” National Gallery, London 2006, ISBN 1-85709-303-8, S. 26–55, hier S. 47.</ref> An seinem Gürtel hängen die symbolischen Schlüssel seiner Hofämter.<ref name=”HF449″>Hugh Honour, John Fleming: ”A World History of Art.” Macmillan, London u. a. 1982, ISBN 0-333-23583-5, S. 449.</ref> Auf seinem [[Wams]] trägt er das Kreuz des [[Santiagoorden|Santiago-Ordens]]. Erst 1659, drei Jahre nach der Fertigstellung von Las Meninas, wurde Diego Velázquez in diesen Aristokraten-Orden aufgenommen. Er benötigte dazu eine Ausnahmegenehmigung, da er seine adelige Ahnenreihe nicht vollständig belegen konnte, und Zeugen, die bestätigten, dass er die Malerei nicht als Handwerk ausgeübt habe.<ref>Hagen: ”Meisterwerke im Detail.” Band 2. 2005, S. 421.</ref> Nach den Angaben von Palomino ordnete Philipp IV. nach dem Tod von Velázquez an, dass das Kreuz dieses Ordens auf das Wams gemalt werde, und Palomino wies sogar darauf hin, dass nach Ansicht einiger Philipp&nbsp;IV. mit eigener Hand das Kreuz hinzugefügt habe.<ref>Antonio Palomino, 1724. Zitiert in Kahr: ”Velázquez and Las Meninas.” In: ”The Art Bulletin.” Bd. 57, Nr. 2, 1975, S. 225–246.</ref>
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[[Datei:Teniers-galeria-prado.jpg|mini|links|hochkant=1.2|David Teniers der Jüngere: ”Erzherzog Leopold Wilhelm in seiner Gemäldegalerie in Brüssel”, 1651 ([[Museo del Prado|Prado]], Madrid)]]
[[Datei:Teniers-galeria-prado.jpg|mini|links|hochkant=1.2|David Teniers der Jüngere: ”Erzherzog Leopold Wilhelm in seiner Gemäldegalerie in Brüssel”, 1651 ([[Museo del Prado|Prado]], Madrid)]]
Am Anfang von Foucaults Analyse steht die Betrachtung des Malers. Er blicke auf das Modell, das dem Zuschauer, also dem Betrachter, verborgen bleibe. Zwischen dem Maler auf der Leinwand und dem Betrachter davor manifestiere sich eine „beherrschende Linie“<ref>Foucault: ”Die Hoffräulein.” In: Foucault: ”Die Ordnung der Dinge.” 1971, S. 31–45, hier S. 32.</ref>, die den repräsentierten Raum mit seinem Gegenpol verbinde, dem Raum, in dem sich der Betrachter befindet. Auch andere Bildlinien verwiesen auf einen Punkt außerhalb des Dargestellten. So der Spiegel im Hintergrund, der nicht die Raumumgebung aufnimmt, sondern das Königspaar reflektiere, das Foucault als das Modell des Malers annimmt und sich ebenfalls in dem als Verlängerung des Bildes gedachten Betrachterraum befinde. Obwohl ”Las Meninas” von Repräsentation handele und eine Reihe von klassischen Repräsentationsinstrumenten aufweise, so etwa die Leinwand, die gehängten Bilder, den Spiegel und den Lichtschein der Fenster, bleibe das [[Sujet]] der Repräsentation selbst unsichtbar. Diese Auslassung aber, die ihre Realität außerhalb der Leinwand finden muss, besetzt Foucault nun gleich dreifach mit elementaren [[Wortkonstituente|Konstituenten]] der Repräsentation: mit dem Modell (Herrscher), dem Betrachter (Zuschauer) und dem Autor (Velázquez). Sie alle befänden sich in einer Position vor der Leinwand, in einem „idealen Punkt“<ref>Foucault: ”Die Hoffräulein.” In: Foucault: ”Die Ordnung der Dinge.” 1971, S. 31–45, hier S. 44.</ref>, von dem aus sie ins Innere des Bildes zurückprojiziert würden. Der Herrscher in den Spiegel, der Betrachter in die Figur des José Nieto und der Autor in das Selbstbildnis des Malers.
Am Anfang von Foucaults Analyse steht die Betrachtung des Malers. Er blicke auf das Modell, das dem Zuschauer, also dem Betrachter, verborgen bleibe. Zwischen dem Maler auf der Leinwand und dem Betrachter davor manifestiere sich eine „beherrschende Linie“<ref>Foucault: ”Die Hoffräulein.” In: Foucault: ”Die Ordnung der Dinge.” 1971, S. 31–45, hier S. 32.</ref>, die den repräsentierten Raum mit seinem Gegenpol verbinde, dem Raum, in dem sich der Betrachter befindet. Auch andere Bildlinien verwiesen auf einen Punkt außerhalb des Dargestellten. So der Spiegel im Hintergrund, der nicht die Raumumgebung aufnimmt, sondern das Königspaar reflektiere, das Foucault als das Modell des Malers annimmt und sich ebenfalls in dem als Verlängerung des Bildes gedachten Betrachterraum befinde. Obwohl ”Las Meninas” von Repräsentation handele und eine Reihe von klassischen Repräsentationsinstrumenten aufweise, so etwa die Leinwand, die gehängten Bilder, den Spiegel und den Lichtschein der Fenster, bleibe das [[Sujet]] der Repräsentation selbst unsichtbar. Diese Auslassung aber, die ihre Realität außerhalb der Leinwand finden muss, besetzt Foucault nun gleich dreifach mit elementaren [[Wortkonstituente|Konstituenten]] der Repräsentation: mit dem Modell (Herrscher), dem Betrachter (Zuschauer) und dem Autor (Velázquez). Sie alle befänden sich in einer Position vor der Leinwand, in einem „idealen Punkt“<ref>Foucault: ”Die Hoffräulein.” In: Foucault: ”Die Ordnung der Dinge.” 1971, S. 31–45, hier S. 44.</ref>, von dem aus sie ins Innere des Bildes zurückprojiziert würden. Der Herrscher in den Spiegel, der Betrachter in die Figur des José Nieto Velázquez und der Autor in das Selbstbildnis des Malers.
[[Datei:Infanta Margarita.jpg|mini|hochkant|In ”Las Meninas” trägt die Infantin den Scheitel links.]]
[[Datei:Infanta Margarita.jpg|mini|hochkant|In ”Las Meninas” trägt die Infantin den Scheitel links.]]