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{{Weiterleitungshinweis|Mönch}}
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Das ”’Mönchtum”’ ist die Gesamtheit der von ”Mönchen” und [[Nonne]]n praktizierten geistlich geprägten Lebensformen. Das Mönchtum kann definiert werden als Absonderung von der Form der Religionsausübung, die für die Mehrheit der Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft typisch ist, und Übernahme eines durch [[Askese]] und [[Gebet]] geprägten Lebensstils. Das Mönchtum existiert in verschiedenen [[Religion]]en, so vor allem im [[Buddhismus]] und im [[Christentum]], ferner im [[Hinduismus]] und im [[Daoismus]]. Die Ziele eines monastischen (=mönchischen) Lebens können variieren: religiöse Vollkommenheit, [[Mystik|mystisches]] Streben nach der diesseitigen Vereinigung mit der Gottheit, Erreichen der vollkommenen inneren [[Shunyata|Leere]] mit der unmittelbaren Erfahrung einer göttlichen [[Transzendenz|transzendenten]] Realität, die die gewöhnliche Erkenntnisfähigkeit des Menschen übersteigt.
Das ”’Mönchtum”’ ist die Gesamtheit der von ”Mönchen” und [[Nonne]]n praktizierten geistlich geprägten Lebensformen. Das Mönchtum kann definiert werden als Absonderung von der Form der Religionsausübung, die für die Mehrheit der Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft typisch ist, und Übernahme eines durch [[Askese]] und [[Gebet]] geprägten Lebensstils. Das Mönchtum existiert in verschiedenen [[Religion]]en, so vor allem im [[Buddhismus]] und im [[Christentum]], ferner im [[Hinduismus]] und im [[Daoismus]]. Die Ziele eines monastischen (mönchischen) Lebens können variieren: religiöse Vollkommenheit, [[Mystik|mystisches]] Streben nach der diesseitigen Vereinigung mit der Gottheit, Erreichen der vollkommenen inneren [[Shunyata|Leere]] mit der unmittelbaren Erfahrung einer göttlichen [[Transzendenz|transzendenten]] Realität, die die gewöhnliche Erkenntnisfähigkeit des Menschen übersteigt.
== Wortherkunft ==
== Wortherkunft ==
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== Verwandte religiöse Lebensformen ==
== Verwandte religiöse Lebensformen ==
Bereits in vielen alten Kulturen gab es Verhaltensweisen und Anforderungen an ausgewählte Personen, die die Methoden und Wege des Mönchtums vorwegnahmen. Dazu gehören z.&nbsp;B. die strengen kultischen Reinheitsvorschriften der Hochkulturen des Altertums oder Forderungen nach Enthaltsamkeit als Voraussetzung für bestimmte rituelle und geistliche Praktiken für deren [[Priester]].<ref>Samuel Rubenson: Art. ”Mönchtum I (Idee und Geschichte)”, 2012, Sp. 1013.</ref> Schon im [[Schamanismus]] werden wesentliche Elemente sichtbar, wie wir sie später im Mönchtum aller Religionen wiederfinden. Der Ausdruck „[[Schamane]]“ ist die Bezeichnung für ein Stammesmitglied, das die Fähigkeit besitzt, mit den übernatürlichen Mächten in Verbindung zu treten. So wird Schamanen die Fähigkeit zugesprochen, magische Handlungen wie Himmelsreisen oder Heilungen in Form von Dämonenaustreibungen zu vollbringen. Eine Hauptfunktion des Schamanen ist, seinen Stamm oder einzelne Stammesmitglieder vor feindlichen übernatürlichen Einflüssen zu schützen. Er verhandelt mit den guten und bösen Geistern, bringt Opfer und verschafft sich Visionen durch Trance, bzw. Ekstase durch Drogen, durch Fasten, Einsamkeit, Schmerz, aber auch durch Tanz und Musik.
Bereits in vielen alten Kulturen gab es Verhaltensweisen und Anforderungen an ausgewählte Personen, die die Methoden und Wege des Mönchtums vorwegnahmen. Dazu gehören z.&nbsp;B. die strengen kultischen Reinheitsvorschriften der Hochkulturen des Altertums oder Forderungen nach Enthaltsamkeit als Voraussetzung für bestimmte rituelle und geistliche Praktiken für deren [[Priester]].<ref>Samuel Rubenson: Art. ”Mönchtum I (Idee und Geschichte)”, 2012, Sp. 1013.</ref> Schon im [[Schamanismus]] werden wesentliche Elemente sichtbar, wie wir sie später im Mönchtum aller Religionen wiederfinden. Der Ausdruck „[[Schamane]]“ ist die Bezeichnung für ein Stammesmitglied, das die Fähigkeit besitzt, mit den übernatürlichen Mächten in Verbindung zu treten. So wird Schamanen die Fähigkeit zugesprochen, magische Handlungen wie Himmelsreisen oder Heilungen in Form von Dämonenaustreibungen zu vollbringen. Eine Hauptfunktion des Schamanen ist, seinen Stamm oder einzelne Stammesmitglieder vor feindlichen übernatürlichen Einflüssen zu schützen. Er verhandelt mit den guten und bösen Geistern, bringt Opfer und verschafft sich Visionen durch Trance, bzw. Ekstase durch Drogen, durch Fasten, Einsamkeit, Schmerz, aber auch durch Tanz und Musik.
Auch der Yogi nimmt mit seinen Übungen der Enthaltsamkeit und Konzentration Methoden vorweg, die vom Mönchtum übernommen werden. Der Begriff [[Yoga]] bezeichnet eine mystische Lehre des [[Hinduismus]], die durch bestimmte geistige und körperliche Übungen, vor allem durch Meditation und Askese, den Menschen vom Gebundensein an die Last des Körperlichen befreien und die Vereinigung des Individuums mit dem unendlichen Universum ermöglichen soll. Es gibt viele verschiedene Formen von Yoga, alle mit ihrer eigenen Philosophie und Praxis. Einige meditative Formen von Yoga legen ihren Schwerpunkt auf die geistige Konzentration und vollkommene Versenkung, andere konzentrieren sich eher auf körperliche Übungen oder beschränken sich eher auf die Askese, wie z.&nbsp;B. der ”Yama” (Zucht und Enthaltsamkeit).
Auch der Yogi nimmt mit seinen Übungen der Enthaltsamkeit und Konzentration Methoden vorweg, die vom Mönchtum übernommen werden. Der Begriff [[Yoga]] bezeichnet eine mystische Lehre des [[Hinduismus]], die durch bestimmte geistige und körperliche Übungen, vor allem durch Meditation und Askese, den Menschen vom Gebundensein an die Last des Körperlichen befreien und die Vereinigung des Individuums mit dem unendlichen Universum ermöglichen soll. Es gibt viele verschiedene Formen von Yoga, alle mit ihrer eigenen Philosophie und Praxis. Einige meditative Formen von Yoga legen ihren Schwerpunkt auf die geistige Konzentration und vollkommene Versenkung, andere konzentrieren sich eher auf körperliche Übungen oder beschränken sich eher auf die Askese, wie z.&nbsp;B. der ”Yama” (Zucht und Enthaltsamkeit).
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Zentrales Element der Praxis des Zen ist die Sitzmeditation [[Zazen]], die im [[Lotus-Sitz]] in strenger äußerer Disziplin vor allem in Klöstern ausgeübt wird. Indem der Übende alle seine Gedanken zur Ruhe bringt, ermöglicht er die mystische Erfahrung der Erleuchtung (”[[Satori]]”), ein oft plötzlich eintretendes Erleben universeller Einheit und Leere, das der gesamtbuddhistischen [[Erleuchtung]] ([[Sanskrit]] ”[[bodhi]]”) entspricht. In diesem Zusammenhang ist oft vom Buddha-Werden, oder der Verwirklichung der eigenen [[Buddhanatur]] die Rede. Der Sprache und Kommunikation ist diese Erfahrung höchstens indirekt zugänglich. Nach einer Untersuchung in Japan Mitte der 1980er Jahre gehörte allerdings auch in Tempeln des Sōtō-Zen-Buddhismus, der besonders mit Meditation assoziiert wird, Zazen bzw. Shikantaza „nur in Ausnahmefällen zur üblichen Praxis“; in anderen Zweigen des japanischen Buddhismus wird Meditation im engeren Sinne gar nicht geübt.<ref>Oliver Freiberger, Christoph Kleine: ”Buddhismus: Handbuch und kritische Einführung”. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, S. 462f.</ref>
Zentrales Element der Praxis des Zen ist die Sitzmeditation [[Zazen]], die im [[Lotus-Sitz]] in strenger äußerer Disziplin vor allem in Klöstern ausgeübt wird. Indem der Übende alle seine Gedanken zur Ruhe bringt, ermöglicht er die mystische Erfahrung der Erleuchtung (”[[Satori]]”), ein oft plötzlich eintretendes Erleben universeller Einheit und Leere, das der gesamtbuddhistischen [[Erleuchtung]] ([[Sanskrit]] ”[[bodhi]]”) entspricht. In diesem Zusammenhang ist oft vom Buddha-Werden, oder der Verwirklichung der eigenen [[Buddhanatur]] die Rede. Der Sprache und Kommunikation ist diese Erfahrung höchstens indirekt zugänglich. Nach einer Untersuchung in Japan Mitte der 1980er Jahre gehörte allerdings auch in Tempeln des Sōtō-Zen-Buddhismus, der besonders mit Meditation assoziiert wird, Zazen bzw. Shikantaza „nur in Ausnahmefällen zur üblichen Praxis“; in anderen Zweigen des japanischen Buddhismus wird Meditation im engeren Sinne gar nicht geübt.<ref>Oliver Freiberger, Christoph Kleine: ”Buddhismus: Handbuch und kritische Einführung”. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, S. 462f.</ref>
Der Zölibat ist in fast allen in Japan verbreiteten buddhistischen Richtungen aufgehoben, die meisten Mönche haben Familie und betreiben ihre Tempel wie einen Familienbetrieb, der später an die Kinder weitergegeben wird.<ref>Oliver Freiberger, Christoph Kleine: ”Buddhismus: Handbuch und kritische Einführung”. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, S. 300.</ref> Solche Familientempel sind häufig von einem kleinen Friedhof umgeben und versorgen eine lokale Gemeinde von Gläubigen mit religiösen Dienstleistungen, vor allem bei Todesfällen. Eine Randstellung unter den buddhistischen Mönchen nehmen die Bergasketen (”yamabushi”) ein. Sie besitzen eine eigene Tracht und eigene Riten, die stark vom esoterischen Buddhismus beeinflusst sind.<ref>[http://www.univie.ac.at/rel_jap/tempel/soryo.htm Buddhistische Mönche] – Religion in Japan, ein Web-Handbuch von Bernhard Scheid, Universität Wien</ref>
Der Zölibat ist in fast allen in Japan verbreiteten buddhistischen Richtungen aufgehoben, die meisten Mönche haben Familie und betreiben ihre Tempel wie einen Familienbetrieb, der später an die Kinder weitergegeben wird.<ref>Oliver Freiberger, Christoph Kleine: ”Buddhismus: Handbuch und kritische Einführung”. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, S. 300.</ref> Solche Familientempel sind häufig von einem kleinen Friedhof umgeben und versorgen eine lokale Gemeinde von Gläubigen mit religiösen Dienstleistungen, vor allem bei Todesfällen. Eine Randstellung unter den buddhistischen Mönchen nehmen die Bergasketen (”yamabushi”) ein. Sie besitzen eine eigene Tracht und eigene Riten, die stark vom esoterischen Buddhismus beeinflusst sind.<ref>[http://www.univie.ac.at/rel_jap/tempel/soryo.htm Buddhistische Mönche] – Religion in Japan, ein Web-Handbuch von Bernhard Scheid, Universität Wien</ref>
Buddhistische Klöster scheinen im alten Japan bereits früh Zentren homosexueller Aktivität gewesen zu sein; der Berg Koya, der Sitz von Kukais Kloster, wurde zum Beinamen für gleichgeschlechtliche Liebe. Hingegen enthalten weder Shinto noch die japanische Lesart des Konfuzianismus irgendwelche Verbote. Genügend Mönche scheinen der Ansicht gewesen zu sein, dass ihr Keuschheitsgelübde sich nicht auf gleichgeschlechtliche Beziehungen erstreckte, so dass Geschichten, die von den Affären zwischen Mönchen und Gefolgsleuten erzählen, unter dem Begriff „Chigo Monogatari“ populär waren. Solche Affären wurden milde bespöttelt, solange die Leidenschaften nicht bis zu körperlicher Gewalt eskalierten, was durchaus nicht ungewöhnlich war. Jesuiten berichteten entsetzt über die Verbreitung der „Sodomie“ unter buddhistischen Mönchen.
Buddhistische Klöster scheinen im alten Japan bereits früh Zentren homosexueller Aktivität gewesen zu sein; der Berg Koya, der Sitz von Kukais Kloster, wurde zum Beinamen für gleichgeschlechtliche Liebe. Hingegen enthalten weder Shinto noch die japanische Lesart des Konfuzianismus irgendwelche Verbote. Genügend Mönche scheinen der Ansicht gewesen zu sein, dass ihr Keuschheitsgelübde sich nicht auf gleichgeschlechtliche Beziehungen erstreckte, so dass Geschichten, die von den Affären zwischen Mönchen und Gefolgsleuten erzählen, unter dem Begriff „Chigo Monogatari“ populär waren. Solche Affären wurden milde bespöttelt, solange die Leidenschaften nicht bis zu körperlicher Gewalt eskalierten, was durchaus nicht ungewöhnlich war. Jesuiten berichteten entsetzt über die Verbreitung der „Sodomie“ unter buddhistischen Mönchen.