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Geschichte: Ausbessern des Gleichsetzens von Deutschlandlied und Nationalhymne


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Der Große Zapfenstreich in seiner heutigen Form entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der [[Preußen|preußische]] König [[Friedrich Wilhelm III. (Preußen)|Friedrich Wilhelm III.]] ordnete während der [[Befreiungskriege]] 1813 die Ausweitung des Zapfenstreiches um das Präsentieren des Gewehrs, ein stilles [[Gebet]] und das Blasen eines Militärliedes an. Er folgte damit dem Beispiel Russlands, Österreichs und Schwedens. Nicht überliefert ist, welches Musikstück ursprünglich als Gebet gespielt wurde; schon bald setzte sich allerdings der noch heute verwendete Choral ”[[Ich bete an die Macht der Liebe]]” durch.
 
Der Große Zapfenstreich in seiner heutigen Form entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der [[Preußen|preußische]] König [[Friedrich Wilhelm III. (Preußen)|Friedrich Wilhelm III.]] ordnete während der [[Befreiungskriege]] 1813 die Ausweitung des Zapfenstreiches um das Präsentieren des Gewehrs, ein stilles [[Gebet]] und das Blasen eines Militärliedes an. Er folgte damit dem Beispiel Russlands, Österreichs und Schwedens. Nicht überliefert ist, welches Musikstück ursprünglich als Gebet gespielt wurde; schon bald setzte sich allerdings der noch heute verwendete Choral ”[[Ich bete an die Macht der Liebe]]” durch.
   
Die seit der Ausweitung mehrfach veränderte Form des Großen Zapfenstreiches mit musikalischem [[Gebet]] und Militärmusik stellte der damalige Musikdirektor des Musikkorps des preußischen Gardekorps [[Wilhelm Wieprecht]] zusammen. Seine erste Aufführung fand am 12. Mai 1838 in Berlin zu Ehren des [[Russisches Kaiserreich|russischen]] [[Zar]]en [[Nikolaus I. (Russland)|Nikolaus I.]] statt. Nach der Gründung des [[Deutsches Kaiserreich|deutschen Kaiserreiches]] 1871 wurde – bei Anwesenheit des Monarchen – vor dem Gebet die Kaiserhymne ”[[Heil dir im Siegerkranz]]” intoniert. Seit 1922 erfolgte zum Abschluss der Zeremonie das Abspielen der [[Nationalhymne]], des ”[[Lied der Deutschen|Deutschlandliedes]]. Inzwischen wird bei Anwesenheit hoher ausländischer Gäste oder Truppenteile auch deren Nationalhymne gespielt.
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Die seit der Ausweitung mehrfach veränderte Form des Großen Zapfenstreiches mit musikalischem [[Gebet]] und Militärmusik stellte der damalige Musikdirektor des Musikkorps des preußischen Gardekorps [[Wilhelm Wieprecht]] zusammen. Seine erste Aufführung fand am 12. Mai 1838 in Berlin zu Ehren des [[Russisches Kaiserreich|russischen]] [[Zar]]en [[Nikolaus I. (Russland)|Nikolaus I.]] statt. Nach der Gründung des [[Deutsches Kaiserreich|deutschen Kaiserreiches]] 1871 wurde – bei Anwesenheit des Monarchen – vor dem Gebet die Kaiserhymne ”[[Heil dir im Siegerkranz]]” intoniert. Seit 1922 erfolgte zum Abschluss der Zeremonie das Abspielen der [[Deutsche Nationalhymne|deutschen Nationalhymne]]. Inzwischen wird bei Anwesenheit hoher ausländischer Gäste oder Truppenteile auch deren Nationalhymne gespielt.
   
 
1938 komponierte der Musikinspizient der Deutschen Polizei [[Wilhelm Schierhorn]] den sogenannten ”Großen Zapfenstreich der Deutschen Polizei”, der 1939 veröffentlicht und 1940 in den ”Großen Abendruf der Deutschen Polizei” umbenannt wurde. Unter dem letzten Titel ging die Komposition in die Geschichte der deutschen Polizeimusik ein. Dieses Zeremoniell diente vor allem dem neuen ideologischen Charakter des Polizeidienstes im [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Dritten Reich]] und sollte die Eigenständigkeit der Polizei im Verhältnis zur [[Wehrmacht]] auch in musikalischer Hinsicht untermauern. Das gesamte Werk wurde im Gegensatz zur [[Wilhelm Wieprecht|Wieprechts]] Zeremonie von [[Wilhelm Schierhorn|Schierhorn]] allein konzipiert und ausgearbeitet. Die Aufführung war nur für die Musikkorps der Polizei und der [[Allgemeine SS|Allgemeinen-SS]] vorgesehen.<ref>Erwin B. Boldt, Martin Graf: ”Leben und musikalisches Werk von Wilhelm Schierhorn. Ein Beitrag zur Musikgeschichte der deutschen Polizei”. Frankfurt 2010, S. 93–95.</ref>
 
1938 komponierte der Musikinspizient der Deutschen Polizei [[Wilhelm Schierhorn]] den sogenannten ”Großen Zapfenstreich der Deutschen Polizei”, der 1939 veröffentlicht und 1940 in den ”Großen Abendruf der Deutschen Polizei” umbenannt wurde. Unter dem letzten Titel ging die Komposition in die Geschichte der deutschen Polizeimusik ein. Dieses Zeremoniell diente vor allem dem neuen ideologischen Charakter des Polizeidienstes im [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Dritten Reich]] und sollte die Eigenständigkeit der Polizei im Verhältnis zur [[Wehrmacht]] auch in musikalischer Hinsicht untermauern. Das gesamte Werk wurde im Gegensatz zur [[Wilhelm Wieprecht|Wieprechts]] Zeremonie von [[Wilhelm Schierhorn|Schierhorn]] allein konzipiert und ausgearbeitet. Die Aufführung war nur für die Musikkorps der Polizei und der [[Allgemeine SS|Allgemeinen-SS]] vorgesehen.<ref>Erwin B. Boldt, Martin Graf: ”Leben und musikalisches Werk von Wilhelm Schierhorn. Ein Beitrag zur Musikgeschichte der deutschen Polizei”. Frankfurt 2010, S. 93–95.</ref>