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”’Wilton Park”’ war von Januar 1946 bis Juni 1948 ein englisches [[Reeducation|Umerziehungslager]] für deutsche Kriegsgefangene und später auch ausgewählte Deutsche aus der britischen Besatzungszone. Gegründet wurde es auf Initiative von [[Winston Churchill]] bei [[Beaconsfield (Buckinghamshire)]]. Churchill hatte 1944 dazu aufgerufen, nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] in Deutschland eine Demokratie einzurichten.<ref>Wilton Park Conferences: {{Webarchiv |url=http://www.wiltonpark.org.uk/about/wphistory.aspx |wayback=20091212002805 |text=”History of Wilton Park 1946–1951.”}}</ref>
 
”’Wilton Park”’ war von Januar 1946 bis Juni 1948 ein englisches [[Reeducation|Umerziehungslager]] für deutsche Kriegsgefangene und später auch ausgewählte Deutsche aus der britischen Besatzungszone. Gegründet wurde es auf Initiative von [[Winston Churchill]] bei [[Beaconsfield (Buckinghamshire)]]. Churchill hatte 1944 dazu aufgerufen, nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] in Deutschland eine Demokratie einzurichten.<ref>Wilton Park Conferences: {{Webarchiv |url=http://www.wiltonpark.org.uk/about/wphistory.aspx |wayback=20091212002805 |text=”History of Wilton Park 1946–1951.”}}</ref>
   
Wilton Park wurde am 12. Januar 1946 zunächst als so genanntes ”weißes Lager” für deutsche Kriegsgefangene eingerichtet, die als zuverlässig im Sinne von antinationalsozialistisch eingestuft worden waren und über die notwendigen intellektuellen Fähigkeiten verfügten, langfristig im Nachkriegs-Deutschland mit den Briten zu kooperieren. Die Absolventen sollten als überzeugte Demokraten nach der Rückkehr in die Heimat als Multiplikatoren wirken.<ref>{{Literatur |Autor=Christiane Goldenstedt |Titel=Albert Goldenstedt Ein Delmenhorster im antifaschistischen Widerstand |Verlag=Isensee Verlag |Ort=Oldenburg |Datum=2019 |ISBN=978-3-7308-1552-6}}</ref> Bis Juni 1948 nahmen 4500 deutsche Kriegsgefangene an den anspruchsvollen akademischen Kursen teil.<ref>Arthur Lee Smith: ”The war for the German mind: re-educating Hitler’s soldiers.” Berghahn Books, 1996, ISBN 1-57181-892-8, S. 50.</ref>
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Wilton Park wurde am 12. Januar 1946 zunächst als so genanntes ”weißes Lager” für deutsche Kriegsgefangene eingerichtet, die als zuverlässig im Sinne von antinationalsozialistisch eingestuft worden waren und über die notwendigen intellektuellen Fähigkeiten verfügten, langfristig im Nachkriegs-Deutschland mit den Briten zu kooperieren. Die Absolventen sollten als überzeugte Demokraten nach der Rückkehr in die Heimat als Multiplikatoren wirken. Bei den Inhalten wurde ein wichtiges Gewicht auf die Zeitgeschichte gelegt. Zudem wurden Debattierkurse ins Leben gerufen und Argumentationsmuster für freie Diskussionen eingeübt.<ref>{{Literatur |Autor=Christiane Goldenstedt |Titel=Albert Goldenstedt Ein Delmenhorster im antifaschistischen Widerstand |Verlag=Isensee Verlag |Ort=Oldenburg |Datum=2019 |ISBN=978-3-7308-1552-6}}</ref> Bis Juni 1948 nahmen 4500 deutsche Kriegsgefangene an den anspruchsvollen akademischen Kursen teil.<ref>Arthur Lee Smith: ”The war for the German mind: re-educating Hitler’s soldiers.” Berghahn Books, 1996, ISBN 1-57181-892-8, S. 50.</ref>
   
 
Neben Kriegsgefangenen nahmen seit 1947 auch ausgewählte Deutsche aus der britischen Zone, wie zum Beispiel [[Ralf Dahrendorf]] oder [[Wolfgang Abendroth]], an den Lehrgängen teil, vor allem Männer, aber auch Frauen des öffentlichen Lebens, also Journalisten, Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre oder Pädagogen. Die Einladung durfte als Auszeichnung angesehen werden und war somit eine Referenz für den weiteren Werdegang. Zu den Teilnehmern gehörte auch [[Willi Brundert]], später Oberbürgermeister von [[Frankfurt am Main]], und der spätere langjährige Frankfurter Kulturdezernent [[Hilmar Hoffmann]].<ref>Renate Feyerbacher: [http://www.feuilletonfrankfurt.de/2015/08/25/hilmar-hoffmann-zum-90-geburtstag/ ”Hilmar Hoffmann zum 90. Geburtstag.”] www.feuilletonfrankfurt.de, Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt, 25. August 2015.</ref>
 
Neben Kriegsgefangenen nahmen seit 1947 auch ausgewählte Deutsche aus der britischen Zone, wie zum Beispiel [[Ralf Dahrendorf]] oder [[Wolfgang Abendroth]], an den Lehrgängen teil, vor allem Männer, aber auch Frauen des öffentlichen Lebens, also Journalisten, Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre oder Pädagogen. Die Einladung durfte als Auszeichnung angesehen werden und war somit eine Referenz für den weiteren Werdegang. Zu den Teilnehmern gehörte auch [[Willi Brundert]], später Oberbürgermeister von [[Frankfurt am Main]], und der spätere langjährige Frankfurter Kulturdezernent [[Hilmar Hoffmann]].<ref>Renate Feyerbacher: [http://www.feuilletonfrankfurt.de/2015/08/25/hilmar-hoffmann-zum-90-geburtstag/ ”Hilmar Hoffmann zum 90. Geburtstag.”] www.feuilletonfrankfurt.de, Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt, 25. August 2015.</ref>