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Seit den 1960er Jahren hat sich die Verwendung des Wortes etwas in Richtung betont sachlicher [[Diskussion]] verschoben, bzw. wird der Begriff zunehmend in Diskurstheorien eingesetzt und untersucht. Dadurch erhält er wechselnde Bedeutungen. Diskurstheorien versuchen zu beschreiben, wie Folgen von Äußerungen entstehen. Die Form der Untersuchung kann [[Philosophie|philosophisch]], soziologisch, linguistisch, historisch oder auch literaturwissenschaftlich sein.
Seit den 1960er Jahren hat sich die Verwendung des Wortes etwas in Richtung betont sachlicher [[Diskussion]] verschoben, bzw. wird der Begriff zunehmend in Diskurstheorien eingesetzt und untersucht. Dadurch erhält er wechselnde Bedeutungen. Diskurstheorien versuchen zu beschreiben, wie Folgen von Äußerungen entstehen. Die Form der Untersuchung kann [[Philosophie|philosophisch]], soziologisch, linguistisch, historisch oder auch literaturwissenschaftlich sein.
An [[Druckerzeugnis|Printmedien]] und Texten entwickelt, steht eine Weiterentwicklung der Diskurstheorie unter dem Einfluss des [[Digitale Revolution|digitalen Strukturwandels]] und dessen Bedeutung für die [[Medienpädagogik]] noch am Anfang.<ref>[[Christoph Bieber]]: [https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-322-85133-8_7 ”Digitaler Strukturwandel der Öffentlichkeit? Zur Re-Konfiguration politischer Akteure durch Neue Medien”] Politische Akteure in der Mediendemokratie 2002, S. 113–127</ref><ref>Claudia Fraas, Michael Klemm: [https://www.tu-chemnitz.de/phil/imf/mk/docs/fraas/Vorwort_Mediendiskurse_2005.pdf ”Diskurse – Medien – Mediendiskurse. Begriffsklärungen und Ausgangsfragen”] Vorwort zu Claudia Fraas, Michael Klemm (Hrsg.): ”Mediendiskurse. Bestandsaufnahme und Perspektiven.” Frankfurt / Berlin / Bern / New York / Paris / Wien 2005.</ref><ref>Valentin Dander: [http://www.medienpaed.com/article/view/437 ”Medien – Diskurs – Kritik. Potenziale der Diskursforschung für die Medienpädagogik”] [[MedienPädagogik (Zeitschrift)|MedienPädagogik]], 15. Januar 2017.</ref><ref>[[Judith Butler]]: ”Hass spricht. Zur Politik des Performativen.” Übersetzt von Markus Krist und Kathrina Menke. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006.</ref><ref>Britta Hoffarth: ”Dispositiv 2.0. Wie Subjekte sich im Web 2.0 selbst und gegenseitig regieren.” In: ”Mediendiskursanalyse. Diskurse – Dispositive – Medien – Macht,hrsg. von Philipp Dreesen, Łukasz Kumięga und Constanze Spieß. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2012, S. 207–227.</ref><ref>[[Manfred Spitzer]]: ”Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen.” Droemer, München 2012.</ref>
An [[Druckerzeugnis|Printmedien]] und Texten entwickelt, steht eine Weiterentwicklung der Diskurstheorie unter dem Einfluss des [[Digitale Revolution|digitalen Strukturwandels]] und dessen Bedeutung für die [[Medienpädagogik]] noch am Anfang.<ref>[[Christoph Bieber]]: [https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-322-85133-8_7 ”Digitaler Strukturwandel der Öffentlichkeit? Zur Re-Konfiguration politischer Akteure durch Neue Medien”] Politische Akteure in der Mediendemokratie 2002, S. 113–127</ref><ref>Claudia Fraas, Michael Klemm: [https://www.tu-chemnitz.de/phil/imf/mk/docs/fraas/Vorwort_Mediendiskurse_2005.pdf ”Diskurse – Medien – Mediendiskurse. Begriffsklärungen und Ausgangsfragen”] Vorwort zu Claudia Fraas, Michael Klemm (Hrsg.): ”Mediendiskurse. Bestandsaufnahme und Perspektiven.” Frankfurt / Berlin / Bern / New York / Paris / Wien 2005.</ref><ref>Valentin Dander: [http://www.medienpaed.com/article/view/437 ”Medien – Diskurs – Kritik. Potenziale der Diskursforschung für die Medienpädagogik.”] In: ”[[MedienPädagogik (Zeitschrift)|MedienPädagogik]].” 15. Januar 2017.</ref><ref>[[Judith Butler]]: ”Hass spricht. Zur Politik des Performativen.” Übersetzt von Markus Krist und Kathrina Menke. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006.</ref><!–SEITE ?–><ref>Britta Hoffarth: ”Dispositiv 2.0. Wie Subjekte sich im Web 2.0 selbst und gegenseitig regieren.” In: ”Mediendiskursanalyse. Diskurse – Dispositive – Medien – Macht.Herausgegeben von Philipp Dreesen, Łukasz Kumięga und [[Constanze Spieß]]. Springer VS, Wiesbaden 2012, S. 207–227.</ref><ref>[[Manfred Spitzer]]: ”Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen.” Droemer, München 2012.</ref>
== Diskurs als Vortrag ==
== Diskurs als Vortrag ==
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Habermas’ Diskursbegriff bestand dabei in Teilen aus der [[Psychoanalyse|psychoanalytischen]] Tradition der US-amerikanischen ”discourse analysis” ([[Gesprächsanalyse]]). [[Jürgen Link]] sieht dabei als ein zweites Element den [[Aufklärung|aufklärerischen]] „Begriff der Rationalität von Interventionen in öffentlichen Debatten“. Somit zielte Habermas mit diesen dialogischen und interaktionistischen Elementen zunächst auf „eine rationale, auf ungezwungenen [[Konsens]] zielende Debatte“. Später nähert sich Habermas mit seinem Diskursbegriff [[Michel Foucault]] an und spricht von ”speziellen” bzw. ”spezialisierten Diskursen”. Im Gegensatz zu Foucault „beharrt er […] auf der Priorität einer letztlich souveränen [[Intersubjektivität]] gegenüber dem jeweiligen Diskurs. Vereinfacht könnte man sagen: Bei Habermas konstituiert die Intersubjektivität den Diskurs, bei Foucault wird sie als je spezifisch-historische allererst von Diskursen konstituiert“<ref>Link Jürgen, Link-Heer Ursula: ”Elementare Literatur und generative Diskursanalyse.” Fink, München 1983, ISBN 3-7705-2142-0, S. 88 f.</ref>.
Habermas’ Diskursbegriff bestand dabei in Teilen aus der [[Psychoanalyse|psychoanalytischen]] Tradition der US-amerikanischen ”discourse analysis” ([[Gesprächsanalyse]]). [[Jürgen Link]] sieht dabei als ein zweites Element den [[Aufklärung|aufklärerischen]] „Begriff der Rationalität von Interventionen in öffentlichen Debatten“. Somit zielte Habermas mit diesen dialogischen und interaktionistischen Elementen zunächst auf „eine rationale, auf ungezwungenen [[Konsens]] zielende Debatte“. Später nähert sich Habermas mit seinem Diskursbegriff [[Michel Foucault]] an und spricht von ”speziellen” bzw. ”spezialisierten Diskursen”. Im Gegensatz zu Foucault „beharrt er […] auf der Priorität einer letztlich souveränen [[Intersubjektivität]] gegenüber dem jeweiligen Diskurs. Vereinfacht könnte man sagen: Bei Habermas konstituiert die Intersubjektivität den Diskurs, bei Foucault wird sie als je spezifisch-historische allererst von Diskursen konstituiert“<ref>Link Jürgen, Link-Heer Ursula: ”Elementare Literatur und generative Diskursanalyse.” Fink, München 1983, ISBN 3-7705-2142-0, S. 88 f.</ref>.
Habermas bezieht sein Konzept auch auf literarische Überlieferungen zur Bedeutung des [[Café|Kaffeehauses]] und der [[Literarischer Salon|Pariser Salons]] im 18. Jahrhundert<ref>Jürgen Habermas: “Strukturwandel der Öffentlichkeit”, Frankfurt am Main 1962</ref>. Der Idee einer idealen Sprechsituation, die frei von Hierarchien ist, hielten Kritiker vor, solche herrschaftsfreien Diskurse ließen sich in der modernen Gesellschaft nicht herstellen. Die Soziologin [[Sherry Cavan]] untersuchte schon 1966 empirisch Gespräche in anonymen [[Bar (Lokal)|Großstadtbars]], in denen die Teilnehmer sehr verschiedenen Statusgruppen angehören und einander dennoch auf gleicher Augenhöhe begegnen, und kam zu dem Schluss, dass überwiegend Smalltalk vorherrsche.<ref>{{Internetquelle |autor=[[André Kieserling]] |url=https://www.faz.net/aktuell/wissen/geist-soziales/studien-zu-herrschaftsfreien-diskursen-14535719.html |titel=Soziale Systeme. Will Habermas das wirklich wissen? |werk= [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |datum=2016-12-02 |abruf=2019-07-31}}</ref><ref>{{Literatur |Autor= [[Niklas Luhmann]] |Titel=Politische Planung. Aufsätze zur Soziologie von Politik und Verwaltung |Auflage=4 |Verlag=Springer Fachmedien |Ort=Wiesbaden |Datum=1994 |ISBN=3-531-11073-X |Seiten=30 |Online={{Google Buch | BuchID = 9bAdBgAAQBAJ|Seite= 30}}}}</ref>
Habermas bezieht sein Konzept auch auf literarische Überlieferungen zur Bedeutung des [[Café|Kaffeehauses]] und der [[Literarischer Salon|Pariser Salons]] im 18. Jahrhundert<ref>Jürgen Habermas: “Strukturwandel der Öffentlichkeit”, Frankfurt am Main 1962</ref>. Der Idee einer idealen Sprechsituation, die frei von Hierarchien ist, hielten Kritiker vor, solche herrschaftsfreien Diskurse ließen sich in der modernen Gesellschaft nicht herstellen. Die Soziologin [[Sherry Cavan]] untersuchte schon 1966 empirisch Gespräche in anonymen [[Bar (Lokal)|Großstadtbars]], in denen die Teilnehmer sehr verschiedenen Statusgruppen angehören und einander dennoch auf gleicher Augenhöhe begegnen, und kam zu dem Schluss, dass überwiegend Smalltalk vorherrsche.<ref>{{Internetquelle |autor=[[André Kieserling]] |url=https://www.faz.net/aktuell/wissen/geist-soziales/studien-zu-herrschaftsfreien-diskursen-14535719.html |titel=Soziale Systeme. Will Habermas das wirklich wissen? |werk= [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |datum=2016-12-02 |abruf=2019-07-31}}</ref><ref>{{Literatur |Autor= [[Niklas Luhmann]] |Titel=Politische Planung. Aufsätze zur Soziologie von Politik und Verwaltung |Auflage=4 |Verlag=Springer Fachmedien |Ort=Wiesbaden |Datum=1994 |ISBN=3-531-11073-X |Seiten=30 |Online={{Google Buch |BuchID=9bAdBgAAQBAJ |Seite=30}}}}</ref>
=== Michel Foucault ===
=== Michel Foucault ===