Das wahre Selbst
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Winnicott beschreibt eine Patientin, die nach einer sehr langen Analyse mit fünfzig Jahren ein neues Leben beginnen wollte, weil sie endlich Zugang zu ihrem wahren Selbst gefunden hatte und sich dadurch zum ersten Mal in ihrem Leben echt, lebendig und authentisch fühlen konnte.
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Winnicott beschreibt eine Patientin, die nach einer sehr langen Analyse mit fünfzig Jahren ein neues Leben beginnen wollte, weil sie endlich Zugang zu ihrem wahren Selbst gefunden hatte und sich dadurch zum ersten Mal in ihrem Leben echt, lebendig und authentisch fühlen konnte.
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Es gebe nicht viel über das wahre Selbst zu sagen, weil es sich eigentlich nur in Abgrenzung zum falschen Selbst verstehen und beschreiben ließe.<ref name=”winnicott_147″ /> Wichtig aber sei, dass sich das falsche Selbst früher zu organisieren beginne und das wahre Selbst erst erscheint, sobald sich eine [[Mentalisierung|mentale Organisation]] der Persönlichkeit eines Individuums entwickelt habe, die mehr sei, als die Summe [[Sensomotorik|sensomotorischer]] Lebendigkeit. Weil das wahre Selbst auf die äußere Realität bezogen sei, entwickele es schnell eine ausgeprägte [[Komplexität]] sich wechselseitig bedingender Einflussgrößen. Jede neue Entwicklungsphase, in der das wahre Selbst nicht ernsthaften Störungen oder gar Beschädigungen unterworfen war, stärke das Empfinden, real zu sein. Damit einher gehe die Fähigkeit des Kindes, [[Toleranz]]en für Brüche in der Kontinuität des Selbsterlebens einerseits und der Wahrnehmung des falschen
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Es gebe nicht viel über das wahre Selbst zu sagen, weil es sich eigentlich nur in Abgrenzung zum falschen Selbst verstehen und beschreiben ließe.<ref name=”winnicott_147″ /> Wichtig aber sei, dass sich das falsche Selbst früher zu organisieren beginne und das wahre Selbst erst erscheint, sobald sich eine [[Mentalisierung|mentale Organisation]] der Persönlichkeit eines Individuums entwickelt habe, die mehr sei, als die Summe [[Sensomotorik|sensomotorischer]] Lebendigkeit. Weil das wahre Selbst auf die äußere Realität bezogen sei, entwickele es schnell eine ausgeprägte [[Komplexität]] sich wechselseitig bedingender Einflussgrößen. Jede neue Entwicklungsphase, in der das wahre Selbst nicht ernsthaften Störungen oder gar Beschädigungen unterworfen war, stärke das Empfinden, real zu sein. Damit einher gehe die Fähigkeit des Kindes, [[Toleranz]]en für Brüche in der Kontinuität des Selbsterlebens einerseits und der Wahrnehmung des falschen Selbst andererseits zu entwickeln, verbunden mit der Fähigkeit zur Anerkennung der Existenz einer unabhängigen, eigenständigen äußeren Realität. Darauf aufbauend könne sich die Fähigkeit zur [[Dankbarkeit]] herausbilden.<ref name=”winnicott_148″ />
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Eine gesunde Entwicklung führt zu einer [[Strukturmodell der Psyche#Das Ich|Ich-Organisation]], die an die Umwelt angepasst ist. Das geschehe nicht automatisch und setze voraus, dass sich das wahre Selbst, so wie Winnicott es versteht, unter dem Einfluss einer Mutter etabliert habe, die sich ihrerseits an die Bedürfnisse des Kindes anpassen kann. Dadurch lerne das Kind, [[Kompromiss]]e einzugehen. Trotz vorhandener Fähigkeit zum Kompromiss kann ein solcher verweigert werden, was bei [[Adoleszenz|Heranwachsenden]] regelmäßig geschieht und ein normübliches Problem darstellt.<ref name=”winnicott_149″ />
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Eine gesunde Entwicklung führt zu einer [[Strukturmodell der Psyche#Das Ich|Ich-Organisation]], die an die Umwelt angepasst ist. Das geschehe nicht automatisch und setze voraus, dass sich das wahre Selbst, so wie Winnicott es versteht, unter dem Einfluss einer Mutter etabliert habe, die sich ihrerseits an die Bedürfnisse des Kindes anpassen kann. Dadurch lerne das Kind, [[Kompromiss]]e einzugehen. Trotz vorhandener Fähigkeit zum Kompromiss kann ein solcher verweigert werden, was bei [[Adoleszenz|Heranwachsenden]] regelmäßig geschieht und ein normübliches Problem darstellt.<ref name=”winnicott_149″ />
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